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Suchtmedizinische Grundversorgung

Zusatz-Weiterbildung, Fortbildung

Der Konsum psychotroper Substanzen und stoffungebundene Abhängigkeitserkrankungen stellen relevante Risikofaktoren für die Entstehung unterschiedlichster körperlicher wie auch psychischer Folgeerkrankungen dar. Für Ätiologie und Auswirkungen substanzbedingter Störungen spielen sowohl (neuro-)biologische, psychische als auch soziale Faktoren eine Rolle. Entsprechend sind auch im Therapieprozess alle drei Ebenen zu berücksichtigen und einzubeziehen. Vor diesem Hintergrund ist die Sensibilisierung für suchtmedizinische Themen in allen Versorgungsbereichen erforderlich. Hierzu dienen praxisorientierte Fallbeispiele, die zu Reflexion und Auseinandersetzung mit eigenen Haltungen, Einstellungen, Unsicherheiten sowie ggf. Vorurteilen zu Substanzkonsum und Abhängigkeitserkrankungen anregen.

Ziele:

Die Kurs-Weiterbildung „Suchtmedizinische Grundversorgung“ soll Ärztinnen und Ärzte befähigen, betroffene Patientinnen und Patienten früher zu erkennen, sie mittels geeigneter Gesprächstechniken und Kurzinterventionen frühzeitig auf Probleme mit ihrem Substanzkonsum oder mit ihrer Abhängigkeit anzusprechen, zu einer Behandlung zu motivieren, indikationsabhängig Substitutionsbehandlungen bei Opiatabhängigkeit durchzuführen bzw. an eine geeignete suchttherapeutische Einrichtung zu überweisen.

Zielgruppe:

Ärztinnen und Ärzte, die als Ergänzung zu einer Facharztkompetenz in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung die Zusatzbezeichnung „Suchtmedizinische Grundversorgung“ anstreben.

Die Kurs-Weiterbildung kann auch als ärztliche Fortbildung absolviert werden.

Struktur:

Die Zusatz-Weiterbildung „Suchtmedizinische Grundversorgung“ beinhaltet die gleichnamige Kurs-Weiterbildung (50 UE), bestehend aus sechs Modulen.

Der Besuch der einzelnen Module bei verschiedenen Anbietern ist möglich. Die Reihenfolge ist grundsätzlich frei.

Die 50 UE der Kurs-Weiterbildung sind zu mindestens 45 UE als Präsenzveranstaltung zu absolvieren, der Anteil physischer Präsenz beträgt mindestens 25 UE. Der Anteil an eLearning beträgt höchstens 5 UE.

Suchtmedizinische Grundversorgung (50 UE)

Aufbau und Umfang

  • Grundlagen zum klinischen Bild, Definition, Diagnostik, Therapie und Komplikationen von Substanzgebrauchsstörungen und stoffungebundenen Abhängigkeitserkrankungen 
  • Grundlagen zur individuellen Betrachtung von Abhängigkeitserkrankungen
  • Grundlagen zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen
  • Entwicklungspsychologische und -biologische Voraussetzungen von Substanzkonsum und -missbrauch im Kindes- und Jugendalter
  • Verbreitung von Substanzkonsum und –missbrauch, Konsummuster und klinische Epidemiologie im Kindes- und Jugendalter
  • Kinder aus suchtbelasteten Familien
  • Behandlungsstrukturen im Kinder- und Jugendbereich

Tabak und verwandte Erzeugnisse

  • Grundlagen
  • Konsumformen
  • Frühintervention
  • Therapiemöglichkeiten

Alkohol

  • Grundlagen
  • Frühintervention und niederschwellige Hilfen
  • Therapiemöglichkeiten

Cannabis

  • Grundlagen
  • Frühintervention
  • Psychische Störungen im Kontext mit Cannabiskonsum
  • Therapiemöglichkeiten

Medikamente

  • Grundlagen
  • Indikationen und Kontraindikationen der Medikamente
  • Frühintervention
  • Therapie (substanzspezifisch) der medikamentenbezogenen Störungen und ihrer psychischen Komorbiditäten

Nicht substanzgebundene Abhängigkeiten

  • Grundlagen
  • Prävention, Früherkennung und Intervention/psychosoziale Begleitung

Illegale Substanzen

  • Grundlagen
  • Frühintervention
  • Diagnostik und Therapie

Opioide (Illegale und illegal erworbene Opioide)

  • Grundlagen
  • Frühintervention
  • Therapiemöglichkeiten

Substitutionstherapie

  • Indikationen, Behandlungsziele und -konzept, rechtliche Rahmenbedingungen (BtMG, BtMVV, Richtlinie der BÄK zur Substitution, MVV-RL) und organisatorische Voraussetzungen der Substitutionsbehandlung, Substitutionsregister
  • Diagnostik, Planung, Einleitung, praktische Durchführung, Qualitätssicherung, Teilnahme an Qualitätszirkeln
  • Spezielle Probleme und Lösungsansätze (z. B. riskanter Beigebrauch, Diagnostik von Beigebrauch, Komorbiditäten, Kriseninterventionen, Kindeswohl, Take-HomeVerordnung) 
  • Pharmakologische Grundlagen (differenzierter Einsatz von Substitutionsmitteln, Dosierung, Wechsel des Substitutionsmittels)
  • Psychosoziale Begleitung, komplementäre Hilfen, Reintegration und Rehabilitation bei Substitutionspatienten
  • Diamorphingestützte Substitution: Indikation, rechtliche und organisatorische Voraussetzungen, Besonderheiten der Durchführung (Diagnostik, Therapie und psychosoziale Begleitung)
  • Praktische Durchführung der Opiat-Substitutionstherapie, Fallbeispiele (12 UE)
  • Grundlagen der Arzt-Patient-Beziehung
  • Basisfertigkeiten und Strategien in der Motivierenden Gesprächsführung
  • Kenntnisse spezifischer psychotherapeutischer Interventionen
  • Kontinuierliche Zusammenarbeit des Arztes mit dem Suchtkrankenhilfesystem
  • Praktische Übungen zur Umsetzung und Motivierender Gesprächsführung (8 UE)
  • Hospitation in einer Substitutionspraxis
  • Hospitation in einer Reha-Klinik für Abhängigkeitserkrankungen
  • Motivierende Gesprächsführung − Spezifische psychotherapeutische Interventionen
  • Praktische Vertiefung Modul II - V − Schwangerschaft im Rahmen von Abhängigkeitserkrankungen
  • Schmerzerkrankungen im Rahmen von Abhängigkeitserkrankungen
  • Substitution mit Diamorphin
  • Psychiatrische Komorbiditäten, z. B. PTBS, ADHS
  • Somatische Komorbiditäten (HIV, Hepatitis)
  • Antragsverfahren und Kostenübernahme von medizinischem Cannabis
  • digitale Präventionsprogramme
  • psychoaktive Substanzen
(Muster-)Kursbuch Suchtmedizinische Grundversorgung

auf der Grundlage der (Muster-)Weiterbildungsordnung 2018

Wissenschaftliche Leitung

Professor Dr. med. Peer Abilgaard ist seit 1. Juli 2021 Chefarzt der Klinik für Seelische Gesundheit am Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen. Er ist Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Diplom-Gesangpädagoge und Diplom-Instrumentalpädagoge. Zuvor war Abilgaard Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an den SANA-Kliniken Duisburg und geschäftsführender Sprecher der Fachgruppe Psychiatrie/Psychosomatik der SANA AG. Parallel ist er Professor für Musikermedizin an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Er ist Supervisor und Lehrtherapeut (APP Köln).

Seit 2019 ist er Prüfer an der Ärztekammer Nordrhein. Seit 2015 ist er Prüfer an der Psychologenkammer NRW. 2010 wurde Abilgaard durch den Bundespräsidenten Christian Wulff anlässlich außerordentlicher Verdienste bei der Versorgung der Opfer der Duisburger Loveparade in Berlin geehrt. Darüber hinaus ist Abilgaard Herausgeber und Autor im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie.

Ansprechpartnerin

Tanja Kohnen
0211 4302-2834

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