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Führung durch die Bonner Moulagensammlung

Moulage

Der Begriff Moulage kommt von dem französischen Verb mouler (= formen). Bei der Herstellung einer Moulage wird Gips auf die Körperstelle aufgetragen, die abgeformt werden soll. Die entstehende Wachsform wird dann mit einer Wachsmischung ausgefüllt. Diese war je nach Hersteller (sogenannter Mouleur) unterschiedlich und zumeist ein gut gehütetes Geheimnis. Wie real das Objekt am Ende wirkt, hängt entscheidend von der Wachsmischung ab.

Es entsteht damit eine Wachsform, die weiterbearbeitet wird, bis sie das Original, den Patienten, exakt abbildet. Dann wird sie auf einem Holzbrett befestigt und mit einer Einfassung versehen, um die unebenen Wachskanten zu verstecken. Diese kann aus Papier oder Stoff bestehen. Diagnoseschilder sowie Inventarnummern ergänzen die Objekte mit wichtigen Informationen. Manchmal findet sich auch eine Signatur des Mouleurs sowie ein Herstellungsdatum, letzteres ist aber eher eine Seltenheit. Auf den Bonner Objekten finden sich häufig auch weitere Informationen zur Anamnese des jeweiligen Patienten, was die Objekte besonders interessant macht.

Bonner Moulagensammlung

Die Bonner Moulagensammlung wurde 1910 von Professor Erich Hoffmann (1868-1959) begründet. Er holte zahlreiche berühmte Moulageure an die Hautklinik der Universität. Die Darstellung konzentrierte sich auf Haut- und Geschlechtskrankheiten. Breite und unerhoffte Anerkennung erhielt Hoffmann 1905, als er gemeinsam mit Fritz Schaudinn (1871-1906) den Syphiliserreger Spirochaeta pallida entdeckte. 1910 wurde Hoffmann als außerordentlicher Professor und Direktor der Universitätshautklinik nach Bonn berufen, wo er mit dem Aufbau der Moulagensammlung begann. Im Jahre 1918 erhielt er den Status eines ordentlichen Professors. Trotz unbestrittener wissenschaftlicher Verdienste wurde Hoffmann, nach heftigen Angriffen durch die NSDAP, beurlaubt und dann emeritiert.

Die Moulagensammlung wuchs dennoch weiter und 1937 bestand die Sammlung aus mehr als 1000 Stücken. Die Sammlung überstand den zweiten Weltkrieg ohne größere Verluste und konnte dank Lagerung im ehemaligen Keller der Klinik unter konstanten Licht- und Temperaturverhältnissen weitestgehend ohne größere Schäden bewahrt werden. Heute ist die Sammlung nach Umbaumaßnahmen im neuen Hörsaalgebäude in einem eigenen Raum untergebracht und durch konstante Temperatur- und Lichtverhältnisse geschützt. Die Moulagen werden wieder für die Lehre eingesetzt.

(Quelle: UK Bonn)

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