Kurs-Weiterbildung, Fortbildung
Psychosomatische Grundversorgung
mit integriertem Fortbildungscurriculum „Patientenzentrierte Kommunikation“
Gerade für die Erkennung psychosomatischer Beschwerden ist eine kooperative Patient-Arzt-Beziehung wichtig. Um eine angemessene Behandlung in die Wege leiten zu können, bedarf es neben fundierten Kompetenzen in der Psychodiagnostik und Kenntnissen der Strukturen des psychotherapeutischen Versorgungssystems auch patientenzentrierter Kommunikationstechniken, für die ein hohes Maß an ärztlicher Selbstreflexion vonnöten ist.
Ziele:
Der Kurs „Psychosomatische Grundversorgung“ vermittelt Gesprächstechniken für den Aufbau einer kooperativen Patient-Arzt-Beziehung, aus welcher heraus die Patientinnen und Patienten zu Selbstkompetenz motiviert werden können. Es wird die Fähigkeit unterrichtet, psychosomatische Krankheitsbilder zu erkennen, verbal und nonverbal zu intervenieren und gegebenenfalls mit den entsprechenden Expertinnen und Experten zusammenzuarbeiten. Die Ärztinnen und Ärzte werden auf eine Vielzahl typischer Kommunikationssituationen vorbereitet. Nicht zuletzt wird auf die eigene Stabilität und Zufriedenheit der Ärztinnen und Ärzte wertgelegt.
Zielgruppe:
Ärztinnen und Ärzte, die zwecks Voraussetzung für die Erbringung psychosomatischer Leistungen die in der Psychotherapie-Vereinbarung § 5 Abs. 6 definierte Qualifikation anstreben (gesamter Kurs).
Vertragsärztinnen und -ärzte, die 80 Stunden entsprechend der Psychotherapie-Richtlinie der KV
nachweisen müssen, um die Ziffern 35100 (Differentialdiagnostische Klärung psychosomatischer
Krankheitszustände) sowie 35110 (Verbale Intervention bei psychosomatischen Krankheitszuständen)
abrechnen zu können.Ärztinnen und Ärzte, die im Rahmen der Weiterbildungsordnung der ÄkNo vom 01.01.2012 bzw. 01.07.2020
für ihre Facharztausbildung Kenntnisse in Psychosomatischer Grundversorgung nachweisen müssen.
Dies betrifft die Gebiete Allgemeinmedizin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe und die Zusatzweiterbildung
Sexualmedizin.Arbeits- und Betriebsmedizinerinnen und -mediziner, die Ihre Kenntnisse und praktischen Fertigkeiten auf
dem Gebiet der Interaktion zwischen somatischen und psychischen Prozessen im Rahmen einer modernen
arbeitsmedizinischen Versorgung erweitern und verbessern wollen.
Das integrierte Curriculum „Patientenzentrierte Kommunikation“ kann auch als ärztliche Fortbildung absolviert werden (Modul I und II).
Struktur:
Der Kurs „Psychosomatische Grundversorgung“ (80 UE) besteht aus zwei Modulen (20 und 30 UE) sowie aus einer Balint-Gruppenarbeit (30 UE über mindestens ein halbes Jahr).
Die zwei Module (ohne Balint-Gruppenarbeit) bilden zusammen das integrierte Fortbildungs-Curriculum „Patientenzentrierte Kommunikation“.
Die 50 UE der beiden Module dürfen zu höchstens 10 UE im eLearning absolviert werden.
Inhalt
Biopsychosoziale Diagnostik, ärztliche Gesprächsführung, Patient-Arzt-Beziehung
- Biopsychosoziales Krankheitsverständnis
- Differentialdiagnostische Abgrenzung zu psychiatrischen Indikationen
- Adaptive und maladaptive Stressverarbeitung
- Erkennen von Suizidalität
- Interpersonelle und intrapsychische Konflikte, Traumata, biografische Entwicklung
- Erkennen einer dysfunktionalen störungsunterhaltenden Beziehungsgestaltung
- Umgang mit Patientinnen und Patienten mit chronisch belastenden Lebensumständen
- Kooperieren im psychotherapeutischen Versorgungssystem
- Ärztliche Gesprächsführung: Anamnese, Aufklärung, Krisenintervention etc.
- Ärztliche Gesprächsführung mit mehreren Personen, Familien, Paaren
- Verbale und nonverbale Interventionstechniken
- Soziale, ressourcenorientierte Interventionen als Behandlungsmaßnahmen
- Arbeit im Team
- Gestaltung einer kooperativen Patient-Arzt-Beziehung
- Psychodynamik und therapeutische Bedeutung der Patient-Arzt-Beziehung
- Mechanismen von Bewältigung, Anpassung und Trauer
- Phasen des Trauerprozesses
- Bedeutung von Lebensqualität in der Palliativversorgung
- Soziales Umfeld, Angehörige, Zugehörige
- Familienstruktur und Rolle der Familie für die Lebensqualität
- Lebensbilanz und Lebensidentität der Patientinnen und Patienten
- Körperbildveränderung
- Risikofaktoren: Angst, Depression, posttraumatische Belastungsstörungen, Suizidalität
- Konzepte von Spiritualität, Religion, Weltanschauungen, Sterbe- und Bestattungsriten
- Interprofessionelle und interdisziplinäre Teamarbeit, Teamkommunikation
Balint-Gruppen beschäftigen sich mit der Patient-Krankheit-Arzt-Beziehung. Die Balint-Gruppenarbeit soll Ärztinnen und Ärzten helfen, ein förderliches, reflektiertes Verständnis für ihre Patientinnen und Patienten zu erlangen, eigene Gefühle und Verhaltensmuster wahrzunehmen und mithilfe der Gruppe Ursachen von Schwierigkeiten in Patient-Arzt-Beziehungen zu erkennen und zu bewältigen. Die Balint-Gruppe dient nicht zuletzt dem Umgang mit eigenen negativen Affekten, und somit der eigenen Selbstfürsorge.
(Muster-)Kursbuch Psychosomatische Grundversorgung
auf der Grundlage der (Muster-)Weiterbildungsordnung 2018
Weiterbildungsordnung der Ärztekammer Nordrhein
vom 1. Juli 2020
Wissenschaftliche Leitung
Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf