Auftakt für den Kongress ä25
Kompetenz für das „Gesundheitssystem der Zukunft“
Was macht das Gesundheitssystem der Zukunft aus? Mit dieser zentralen Frage befasste sich der ä25 Kongress zur Eröffnung im Plenum des World Conference Center in Bonn. Prof. Dr. Gisbert Knichwitz, Vorsitzender des Fortbildungsausschusses der Ärztlichen Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein, begrüßte seine Gesprächspartner Matthias Heidmeier, Staatssekretär im NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Dr. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein,
Prof. Dr. Alexandra Philipsen, Kommissarische Ärztliche Direktorin am Universitätsklinikum Bonn sowie Prof. Dr. Bernd Weber, Dekan der dortigen medizinischen Fakultät.
Der Austausch der Experten eröffnete eine Woche der Fortbildung und des Austauschs: Bis zum 11. Oktober 2025 kommen rund 1500 Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Fachpersonal in mehr als 100 Veranstaltungen zusammen, um sich auf den neuesten Wissensstand zu bringen und miteinander zu netzwerken. Nicole Unterseh hieß die Gäste als Vertreterin der Stadt Bonn willkommen.
Impuls: Reformen auf die Straße bringen
Staatssekretär Heidmeier stellte in seinem Impulsvortrag die entscheidende Bedeutung der gesundheitlichen Versorgung innerhalb der Demokratie heraus. Sie müsse gerecht und für alle zugänglich sein. „Die anstehenden, nötigen Reformen müssen auf die Straße gebracht werden“, betonte Heidmeier, der sich als Fan der Krankenhausreform bezeichnete. Im Zusammenhang mit ihrer Umsetzung beobachte er Fusionen, die vorher „nicht denkbar“ gewesen seien – etwa von Krankenhäusern mit Trägern verschiedener Konfessionen und kommunalen Einrichtungen. Wichtige künftige Themen aus Sicht des Staatssekretärs: die Vernetzung im Gesundheitswesen und die Patientensteuerung. Es müsse einerseits möglich sein, über einen Primärarzt einen verbindlichen Termin beim Facharzt zu erhalten – andererseits dürfe der Rettungsdienst nur gerufen werden, wenn er wirklich nötig sei. Im Zusammenhang mit der Digitalisierung seien hier noch interessante Lösungen zu erwarten. Vor allem geht es laut Heidmeier derzeit darum, das Gesundheitswesen krisenresilient angesichts aktueller Bedrohungen zu erhalten.
Daten nutzen, Behandlungen spezialisieren
Aus der Perspektive der Maximalversorgung wies Professorin Alexandra Philipsen darauf hin, dass man sich im Hinblick auf das Gesundheitssystem der Zukunft immer weiter in Richtung Präzisions- und Präventionsmedizin bewege. „Wir verstehen mehr, weil wir immer mehr Daten erheben und miteinander kombinieren können, um Behandlungen noch spezifischer anzupassen“, erklärte Alexandra Philipsen eine Aufgabe der Universitätsmedizin. Dafür brauche man Spezialisierung, Rechenleistung und „schlaue“ Digitalisierung. Diese müsse helfen, Prozesse wie die Dokumentation zu vereinfachen, damit sich Ärzte und Ärztinnen mehr den Patienten zuwenden können.
Ärztekammerpräsident Dr. Sven Dreyer betonte im Zusammenhang mit dem Thema Digitalisierung die große Chance, die sich jetzt mit der elektronischen Patientenakte (ePA) eröffne – damit Informationen im Zusammenspiel der Klinikärzte und der niedergelassenen Kollegen nicht verloren gehen und Patienten die bestmögliche Diagnose sowie die entsprechende Therapie erhalten. Dreyer: „Eine große Herausforderung besteht jetzt auch darin, Gesundheitskompetenz zu vermitteln.“ So könne das Ziel erreicht werden, dass nicht jeder wegen Kleinigkeiten ärztliche Hilfe erwarte. Der zu erwartende Ärztemangel erfordere es, das Primärarztsystem und die Patientensteuerung in den Blick zu nehmen und den Rettungsdienst dabei einzubeziehen – hier gebe es derzeit etwa zu große Differenzen bei den Kosten.
Professor Bernd Weber war es in seinem Statement ein Anliegen, dass das Wissen und Innovationen, die innerhalb der Universitätsmedizin entwickelt werden, der Bevölkerung besser zugutekommen und eingesetzt werden können. Das Potenzial werde noch zu wenig genutzt bzw. erreicht nach Worten Webers den Markt noch nicht ausreichend.
Mehr Qualität trotz schwieriger Finanzlage
Die Diskussion zwischen den Gesprächsteilnehmenden, moderiert von Professor Knichwitz, drehte sich zunächst um die Finanzen bzw. um das, was die Gesellschaft angesichts hoher Schulden vom Gesundheitssystem erwarten könne. Mehr Qualität – aber keine Flatrate, die alles ermögliche, war darauf die Antwort von Staatssekretär Heidmeier. Eine Neuauflage der Praxisgebühr wurde in der Runde als unrealisierbar abgetan. Dr. Dreyer verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, durch Bürokratieabbau mehr Stunden für die ärztliche Arbeit gewinnen zu können. Professor Weber wies darauf hin, dass aufwändige, individualisierte Therapien im Einzelfall zwar begründet, in einer Masse von Behandlungen aber schwer zu finanzieren sein. Es sei wichtig, zu diskutieren, wie man damit umgeht.
Aus dem Publikum gab es eine Reihe von Fragen an die Expertenrunde. Ein Kinder- und Jugendarzt wollte von Staatssekretär Heidmeier wissen, wie man den Aufklärungsbedarf von Kindern, aber auch Eltern über Gesundheitsthemen besser aufgreifen könne. Der Staatssekretär wies darauf hin, dass der öffentliche Gesundheitsdienst auch in Zusammenarbeit mit Schulen gestärkt werde. Dr. Dreyer betonte, die Ärzteschaft sei dazu bereit, zum Thema Prävention aufzuklären – unter anderem geschehe dies in Projekten wie „Gesund macht Schule“. Auf diese Weise können aus seiner Sicht viele Probleme von vorneherein verhindert werden.
Bis zum 11. Oktober 2025 läuft beim Kongress ä25 im World Conference Center in Bonn eine Woche voller spannender Fort- und Weiterbildungsangebote – ergänzt durch zahlreiche Möglichen zum Austausch und zum Netzwerken
Weitere Informationen gibt es auf den Kongress-Seiten https://www.kongress-ae.de

